1810. Der Kundenbrief von Ehinger & Cie.

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Kundenbrief Nº 18

«Jede Präsidentschaft geht mal zu Ende.»

Stephan Ganther / N⁰ 18 / September 2025

«Jede Präsidentschaft geht mal zu Ende.»

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurde am 4. Juli 1776 durch Delegierte der 13 Kolonien gegründet, welche die Unabhängigkeitserklärung verabschiedeten, und ist heute somit fast 250 Jahre alt. Am 20. Januar 2025 wurde dann Donald Trump (* 1946) als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Es ging nicht lange und Meldungen über Schwierigkeiten bei der Einreise in die USA machten die Runde.

Dabei geht es nicht um die zwölf Staaten, die schon in seiner ersten Amtszeit mit einem Einreiseverbot belegt wurden, oder um jene, welche mit teilweisen Einreisebeschränkungen versehen wurden. Nein, sondern um Europäer, Schweizer und Menschen anderer Nationalitäten, welchen im besten Fall die Einreise verweigert wurde. Zwei Beispiele sind erwähnenswert: Das eine handelt von einer Schweizer Lehrerin, die trotz gültiger Papiere inhaftiert und 24 Stunden später in die Schweiz ausgeschafft wurde. Dabei durchsuchten Grenzbeamte ihre E-Mails und Social-Media-Accounts. Ähnlich erging es zwei deutschen Touristen, die via Mexiko einreisen wollten. Man muss dazu allerdings wissen, dass US-Grenzbeamte elektronische Geräte wie Smartphones und Laptops durchsuchen dürfen, einschliesslich der darauf gespeicherten Daten, und dies auch ohne Verdacht! Man könnte die Durchsuchung verweigern, müsste allerdings mit Konsequenzen rechnen wie z.B. Verweigerung der Einreise. Sie können sich also vorstellen, dass ich und meine Familie unserer Reise im April 2025 mit gemischten Gefühlen entgegensahen. Als Vorbereitung löschten wir mal alle Kommentare etc. im Zusammenhang mit der neuen Regierung. Am Tag X landeten wir dann in Tampa und reihten uns in der «Immigration»-Kolonne ein. Als wir an der Reihe waren, verlief alles wie üblich. Es wurden keine Handys verlangt, die üblichen Fragen für unseren Aufenthalt wurden gestellt und nach ca. 40 Minuten durften wir einreisen.
Wie aber war die Stimmung im Trump-State Florida? Zuerst einmal war ich überrascht, dass ich während des ganzen Aufenthalts praktisch nichts gesehen habe, das auf Trump als Präsidenten hinwies, weder T-Shirts noch rote Baseball Caps oder Plakate etc. Wenn sich die Gelegenheit ergab, sprach ich auch behutsam mal ein paar Leute auf den Ausgang der Wahl an. Ein Fotograf, ca. Anfang vierzig, konnte nicht viel mit ihm anfangen und sah auch keinen Sinn in den erhobenen Zöllen gegenüber den anderen Ländern, was er wirtschaftlich schlecht fand. Mein zweiter Gesprächspartner, ein Uber-Fahrer, sah das etwas differenzierter. Er war eher neutral, fand aber vor allem zu China deutliche Worte und hielt die Zölle da für angebracht. Der Dritte, ein Besitzer diverser Airboats, welchen ich auf Mitte fünfzig schätzte, war, wie meine Vermutung nahelegte, dann ein richtiger Trump-Fan. Dieses Gespräch war dann nur von kurzer Dauer. Trotz einer klaren Mehrheit von Elektorenstimmen für Trump sehen es die Einwohner differenzierter. Er erhielt knappe 50% der Wählerstimmen der US-Bevölkerung.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wir haben es genossen, wurden freundlich behandelt und konnten ohne Probleme wieder ausreisen. Amerika ist trotz allem eine Reise wert und jede Präsidentschaft geht mal zu Ende.