Im Mai 2024 erreichte uns die überraschende Meldung, dass die Migros das Lebensmittel-Informationslabel Nutri-Score auf ihren Produkten aufgibt. Der Nutri-Score war der Versuch von europäischen Verbraucherverbänden, Produzenten und Grossverteilern, ein einfaches System zur Nährwertbewertung eines Produktes einzuführen. Allerdings ist das System eine starke Vereinfachung, und ein guter Nutri-Score verleitet Konsumenten schnell dazu, falsche Schlüsse zu ziehen.

Eine ähnliche Ausgangslage sehen wir in der Nachhaltigkeitsdiskussion beim Anlegen. Bekannt geworden ist die Thematik bei uns mit der Pionier- Bank Sarasin, die sich früh als Nachhaltigkeitsspezialist positioniert hat. Oder auch mit der 1995 gegründeten SAM (Sustainable Asset Management AG), einer frühen Fondsanbieterin auf dem Gebiet. Über die Zeit sind die Nachfrage und auch das Angebot auf dem Gebiet stetig gewachsen. Eine Erklärungsmethodik, die sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt hat, sind die sogenannten ESG-Ratings, wobei E für Umwelt (Environmental), S für Soziales (Social) and G für Unternehmensführung (Governance) stehen. Die Finanzindustrie hat inzwischen ein Universum von sogenannten ESG-konformen Fonds geschaffen, Banken bieten ihren Kunden zu einem Aufpreis ESG-gemässe Anlagen an und grüne Politiker wollen Nationalbank und Finanzinstitute zu ESG-konformen Anlegen zwingen.
Doch auch hier stehen wir vor dem Phänomen, dass sich die meisten Beobachter (und Anleger) etwas ganz anderes darunter vorstellen, was ein ESG-Rating effektiv aussagt.
Bei Ehinger & Cie. haben wir uns lange schwergetan mit dieser Problematik. Daher haben wir die Entwicklung erst einmal einige Jahre beobachtet und uns umfassend darüber informiert. Auf keinen Fall wollten wir mit dieser auch für uns sehr wichtigen Thematik eine Alibiübung veranstalten. Und einfach etwas tun oder einführen, woran wir selbst nicht glauben, würde unserem eigenen Anspruch nicht entsprechen!
So haben wir kürzlich in einem internen Workshop unseren eigenen Standpunkt und die Schlussfolgerungen daraus erarbeitet. Weil wir eben nicht viel von den Konklusionen des ESG-Ansatzes halten, bei dem zudem völlig unterschiedliche Dimensionen (E, S und G) vermischt und gegeneinander aufgerechnet werden, stellen wir die Wertvorstellungen unserer Kundschaft in den Vordergrund. Ihre Erwartungen sind Ausgangspunkt, um den Nachhaltigkeitsansatz bei uns in einer kundenorientierten und individuellen Form für sie umzusetzen. Mehr darüber erfahren Sie auf unserer Website oder im direkten Gespräch mit uns.
Mit diesem Vorgehen werden wir hoffentlich nie in die Lage kommen, die angewandte Methodik desillusioniert über Bord werfen zu müssen, so wie es die Migros mit dem Nutri-Score gemacht hat.